Die natürlichen Gegebenheiten der Insel beeinflussen nicht nur die Persönlichkeit der Winzer, sondern auch den Charakter des korsischen Weins. Natürlich kann er seine italienischen und französischen Einflüsse nicht verleugnen. Doch im Laufe der Zeit kristallisierten sich Rebsorten heraus, die auf Korsika besonders gut gedeihen und sich im Ergebnis deutlich von ihren italienischen und französischen Verwandten wie Bordeaux oder Chianti unterscheiden. Teilweise kann man sie als autochthone Sorten bezeichnen.
Die Lage der Insel, ihr typisches Klima und die Vielfalt der Böden machen den korsischen Wein zu etwas Besonderem.
Geografische Lage der Insel Korsika
Die Mittelmeerinsel Korsika liegt vor der Westküste Italiens und wird vom Ligurischen, Tyrrhenischen und Westlichen Mittelmeer begrenzt. Italien ist ihr näher als Frankreich. Bis zur Spitze der italienischen Insel Sardinien muss man zum Beispiel nur ca. 15 Kilometer Seeweg einplanen, während es bis ins französische Nizza rund 200 Kilometer Weg sind. Die über 1.000 Kilometer lange korsische Küste besteht zu einem Drittel aus Strandfläche. Der Rest ist felsig, ebenso wie die übrigen Regionen der Insel, welche zum Großteil von Bergland dominiert werden.
Da der Weinanbau nur bis zu einer Höhe von 300 m ü. NN erfolgversprechend ist, erstrecken sich die Rebflächen in geeigneten Tälern und Ebenen an der Küste der Insel.
Böden und Klima
Korsika bietet einen bunten Mix unterschiedlichster Böden: Schiefer, Kalkstein und Ton vor allem im Norden, Granit im Westen, Sandstein und vulkanische Böden in der Mitte, sandiger Mergel und Schlamm an der Ostküste.
Das Klima teilt sich in maritim als auch kontinental und wird stark von den Bergen geprägt. Die Winde wehen konstant, darunter der berühmte Mistral aus dem Nordwesten und der heiße Sirocco aus dem Süden. So wirken die Winde dem Dämpfungseffekt des häufig plötzlich auftretenden Regens entgegen.
Erfolgreiche Rebsorten auf Korsika
Zu Beginn des modernen Weinbaus auf Korsika importierte man diverse rote und weiße Rebsorten experimentierte auch mit Hybriden. Die Hybriden sind inzwischen für die Verarbeitung zu Qualitätsweinen verboten worden. Auch die Tests mit den fremden Sorten wie Aramon, Calitor Noir, Gutedel und vielen anderen erwiesen sich als Fehlschläge. Inzwischen werden auf Korsika vor allem die ursprünglichen Rebsorten angebaut, die bestens an die Bedingungen der Insel angepasst sind.
Für Rotweine werden die Klassiker Carcajolo Noir, Sciaccarello und Niellucciu (ursprünglich Sangiovese auf Korsika) favorisiert. Die Genovèse und Vermentinu-Reben nutzt man für den Weißwein.
Als Ergänzung dienen traditionell einige französische Sorten wie Alicante Bouschet, Aleatico, Barbarossa, Cinsaut, Carignan, Grenache, Ugni Blanc und Syrah. In den letzten Jahrzehnten kamen Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Merlot, Mourvèdre sowie Pinot Noir und Viognier hinzu.
Niellucciu, die erfolgreiche Rote
Niellucciu (auch Nielluccio), die führende rote Traube im Norden, ist genetisch identisch mit der Sangiovese Rebe. Und doch schmeckt das flüssige Ergebnis nicht wie ein handelsüblicher Chianti aus der Toskana. Stattdessen ermöglicht die Niellucciu ein komplexes aromatisches Fest aus roten Früchten und Erde. Die Weine wirken rein, energisch und anmutig, mit blumigen Aromen, Kräutern und Mineralien und einem Hauch von Extravaganz.
Sciaccarello, die Elegante aus dem Süden
Im Süden ist die führende rote Traube die Sciaccarello, ein Faksimile von Mammolo, eine Traube, die allgemein für das Mischen in Mittelitalien verwendet wird. Auf Korsika ist sie aber bekannt für ihre Eleganz und Komplexität.
Es hat sich als richtig erwiesen, wieder auf die ursprünglichen Sorten zu setzen und importierte Rebsorten nur als Ergänzung zu benutzen. Die Qualität des Weins hat sich dadurch wesentlich verbessert. Zudem tragen die strengen Regeln für das AOC-Schutzsiegel dazu bei, dass der korsische Wein inzwischen eine individuelle Note hat, welche Weinkenner zu schätzen wissen.